Seit Jahren weist der Förderverein „Demokratiegeschichte Bruchsal“ auf den 25. Mai 2025 als wichtigen historischen Termin für die Stadt hin. An diesem Tag vor 500 Jahren wurde hier am Bergfried Anton Eisenhut hingerichtet, einer der Führer der damaligen Bauernaufstände. Es ging um die Befreiung vom Joch der Abgaben und Frondienste, die die feudalen Grund- und Territorialherren den Bauern auferlegten. Eisenhut, ein Kaplan aus dem Kraichgau, hatte sich an die Spitze des Kraichgauer Bauernhaufens gestellt. Er bezahlte sein Engagement mit dem Tode, obwohl man ihm freies Geleit zugesagt hatte.
Im Jahre 1989 wurden die Säle des Bürgerzentrums ausgerechnet nach Feudalfürsten des Mittelalters benannt, den Herren von Rechberg und von Ehrenberg, die genau jene ungerechten Machtstrukturen verkörperten, gegen die sich Freiheitskämpfer wie Anton Eisenhut erhoben haben. Auf diesen Widerspruch haben wir bereits mehrfach hingewiesen und eine Umbenennung der Säle nach Protagonisten der deutschen Freiheitsbewegung angeregt, die hier am Bergfried gehandelt haben oder an denen hier gehandelt wurde. Zum einen Amalie Struve, die im Mai 1849 hier ihren Mann Gustav Struve, einen der Anführer der damaligen demokratischen Revolution, mit Hilfe von Bruchsaler Bürgern aus dem Gefängnis in der Innenstadt befreite. Zum anderen eben jener Anton Eisenhut, der seinen Einsatz für Freiheit und bessere Lebensbedingungen mit dem Tode bezahlte. Bürgerzentrum und Bürgerpark könnten nach Lorenz Brentano benannt werden. Es wäre ein deutliches Zeichen für eine freiheitlich-demokratische Erinnerungskultur. Trotz deutlicher Signale aus der Spitze der Stadtverwaltung, diesen Vorschlag zu unterstützen, ist bis heute leider nichts geschehen.
Wir vom Förderverein „Demokratiegeschichte Bruchsal“ e.V. begrüßen die von der Stadt anlässlich des Jubiläums durchgeführten Veranstaltungen. Umso unverständlicher und enttäuschender ist es, dass die Stadt den prominenten Termin 25. Mai als Anlass für eine Umbenennung hat verstreichen lassen. So dürfen im Kultur-Zentrum für die Bruchsaler Bürgerschaft des 21. Jahrhunderts nach wie vor mittelalterliche Feudalherren als Paten der Säle dienen, anstelle von Menschen, die als Vorkämpfer unserer heutigen Demokratie gelten können. Wann nimmt sich Bruchsal ein Beispiel an Unteröwisheim, Eppingen oder Untergrombach, wo Straßen und Schulen nach Anton Eisenhut oder Joss Fritz benannt wurden, die damit für alle Zeit als Protagonisten einer wichtigen historischen Epoche in Erinnerung bleiben?
Demokratie lebt vom Engagement der Bürgerschaft, die erwarten kann, dass positiv gemeinte Vorschläge von den Entscheidungsträgern der Stadt wenigstens ernsthaft gewürdigt, geprüft und bei positiver Entscheidung auch konsequent umgesetzt werden. Ein abwartendes Hinhalten lähmt jegliche Bereitschaft, aktiv am kulturellen Entwicklungsprozess der Stadtgesellschaft mitzuwirken.
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