Bürgerinitiative
„Der Bären gehört Bruchsal“

Der Förderverein „Demokratiegeschichte Bruchsal“ e.V. ruft die Bevölkerung der Stadt dazu auf, eine Bürgerinitiative „Der Bären gehört Bruchsal“ zu gründen. Ziel dieser Initiative ist es, in einer breiten, Parteien-übergreifenden Bewegung möglichst viel Druck auf das Land Baden-Württemberg auszuüben, damit das Traditionsgasthaus „Zum Bären“ – vormals „Hetterich`sches Bierhaus“ – in Zukunft wieder seine wertvolle Funktion als für die Stadt Bruchsal historisch bedeutendes Gasthaus erfüllen kann, aber auch als einer der Ankerpunkte auf dem geplanten Tourismus-Projekt „Demokratiegeschichte Bruchsal“. Der Förderverein wird in wenigen Tagen bereits mit einem Gründungskomitee an die Öffentlichkeit treten, zu dem sich bereits einige in Politik und Gesellschaft bekannte Persönlichkeiten aus allen Bereichen der Stadtgesellschaft bereit erklärt haben. Wer Interesse hat, an dieser Bürgerinitiative mitzuwirken, kann sich gerne melden unter: vorstand@demokratiegeschichte-bruchsal.de oder telefonisch unter 07257/930390. 

Gasthaus „Zum Bären“ oder „Hetterich`sches Bierhaus“

Das Traditionsgasthaus „Zum Bären“ steht stadtauswärts am Damianstor in direkter Nachbarschaft zum Zuchthaus. Ursprünglich war es das „Hetterich`sche Bierhaus“. Den „Bären“ gab es allerdings schon seit 1768 und zwar in der Stadtmitte, in der Kaiserstraße, die damals noch Hauptmarktstraße hieß. Letzter Wirt war dort der Konditormeister Josef Dillmann, der es 1849 an einen Kaufmann Anton Bopp veräußerte, der am 5.12.1855 erst die Schildgerechtigkeit „Zum Bären“ an Georg Heinrich Hetterich veräußerte. Der historisch interessante Hintergrund dieser Transaktion ist allerdings kaum bekannt. Das Hetterich`sche Bierhaus war einer der Treffpunkte des Bruchsaler Volksvereins und Heinrich Hetterich war einer der Hauptinitiatoren des Aufruhrs in Bruchsal, der am 13. Mai 1849 zur Befreiung der politischen Gefangenen aus dem Bruchsaler Zuchthaus führte. Nach der Niederlage der Revolution wurde er wegen Hochverrats angeklagt, zu einer 10-jährigen Freiheitsstrafe verurteilt und in das benachbarte Zuchthaus eingeliefert. Aus – nicht ganz unbegründeter – Angst vor weiteren Unruhen in Bruchsal ließ ihn der Zuchthausverwalter aber ganz schnell nach Freiburg verlegen. 1853 wurde er begnadigt. Es ist wohl davon auszugehen, dass Hetterich zwei Jahre nach seiner Begnadigung den neuen Namen vor allem deshalb annahm, damit er in Zeiten der preußischen Reaktion die wahre Geschichte seines Bierhauses wenigstens etwas verheimlichen konnte.

Ein anderer Treffpunkt der Bruchsaler Volksvereine war das Gasthaus „Zum Schwanen“, das an der Ecke Württemberger Straße zur Friedhofstraße gelegen war. Dessen Wirt Johann Georg Jung führte die Bruchsaler Demokratischen Volksvereine. Die Stammtische radikaldemokratischer Wirte, an denen sich Lehrer, Ärzte, Rechtsanwälte, Apotheker und Handwerksmeister trafen, entwickelten sich zu Keimzellen der Bewegung. Zur Vorgeschichte dieser demokratischen Bewegung eine Zusammenfassung vom Bruchsaler Historiker Dr. Jürgen Dick:

„Bereits in den Jahren vor der Revolution war es zu einer zunehmenden Politisierung der Bevölkerung im Großherzogtum Baden gekommen. Im Dezember 1848 wurden die von der Frankfurter Nationalversammlung erlassenen Grundrechte veröffentlicht. Darin wurde auch das freie Vereins- und Versammlungsrecht garantiert, was einen enormen Aufschwung des demokratischen Vereinswesens zur Folge hatte. Anfang 1849 wurde mit dem Landesausschuss der Volksvereine in Mannheim ein Leitungsgremium etabliert. An der Spitze stand Lorenz Brentano, ein liberaler Jurist, der damals in Bruchsal wohnte. Es gelang ihm und vor allem seinem Stellvertreter Amand Goegg, eine straffe Organisation aufzubauen. Sie hatte mit ihrer Mitgliederzahl und ihrer Struktur bereits die Merkmale einer Volkspartei. Die Volksvereine verbreiteten demokratisches Gedankengut in der Bevölkerung und haben mit ihrer politischen Basisarbeit wesentlich zum kurzfristigen Erfolg der Badischen Revolution im Mai 1849 beigetragen.“

Ein solch historisch wichtiges Gebäude in der Nachbarschaft des Barockschlosses muss als Gasthaus erhalten werden, das sich in seiner Ausgestaltung vor allem den demokratischen Entwicklungen, die auch hier in dem Gebäude stattgefunden haben, widmet. Ein „Hetterich`scher Bierkeller“ samt „Hetterich`schem Biergarten“ wären ganz sicher touristische Anziehungspunkte, die die Stadt problemlos in dem bundesweit agierenden Tourismus-Konzept „Route der Demokratiegeschichte“, das derzeit aufgebaut wird, als einen Ankerpunkt anbieten könnte. Und für das Schloss als bisherige Tourismus-Marken-Artikel der Stadt wäre solch eine wichtige historische Ergänzung sicher mehr als nur eine Nebensache.

Der Förderverein „Demokratiegeschichte Bruchsal“ ist jederzeit bereit, an der inhaltlichen Vorbereitung wie auch später an der Umsetzung dieses Projektes in Veranstaltungen und Ausstellungen auch an verantwortlicher Stelle mitzuarbeiten.

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